Halle (Saale), 23.01.2020
Einweihung der Gedenktafel für die Orgelbauerfamilie Wäldner in der Salzstraße/Große Klausstraße durch den Oberbürgermeister Herrn Dr. Wiegand.
(C) TV Halle
(C) Michael Wünsche
(C) Thomas Ziegler, Stadt Halle (Saale)
(C) Thomas Ziegler, Stadt Halle (Saale)
Die gehaltene Rede (Michael Wünsche):
Sehr geehrter Dr. Wiegand, sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr, dass Dr. Wiegand im Sommer während der stattgefundenen Weihewoche für die Dom-Orgel dem Vorschlag gefolgt ist, hier an dieser Stelle, wo das Haus mit Werkstatt der Orgelbaufirma Wäldner stand, eine Gedenktafel anbringen zu lassen.
Als Friedrich Wilhelm Wäldner gegen 1811 nach Halle kam, war nicht klar, welche Bedeutung er später einmal haben wird. Er ist eben, genau wie sein Bruder und Sohn, kein Kleinmeister, wie er in den vergangenen Jahrzehnten in der Literatur gern bezeichnet wurde. Ganz im Gegenteil. Allerdings ist im Leben oft vieles vom Glück und den Beziehungen abhängig. Das war dieser Familie vielleicht nicht immer so gegeben.
Wenn wir uns gedanklich in das 19. Jh. versetzen, muss festgehalten werden, dass mit der Existenz der Werkstatt von 1815 bis 1897 ein Handwerk an gleicher Stelle existierte, welches 82 Jahre lang ausgeübt wurde. In den Jahren entstanden ca. 100 Instrumente in und um Halle, sowie in Brandenburg.
Hervorheben möchte ich, dass einige größere Kirchen der Stadt Halle ebenfalls Wäldner-Orgeln beherbergten: nicht nur der Dom, sondern auch die Georgenkirche und die Laurentiuskirche. In vielen Gemeinden reparierten und stimmten die Wäldner Instrumente. Aber auch im Profanbau verwirklichte sich die Firma: im 1867 eröffneten Stadtgymnasium (Adam-Kuckhoff-Straße) befand sich ebenfalls eine Wäldner-Orgel (von 1883), gestiftet von dem Maschinenfabrikanten Albert Dehne. An dieser Stelle zeigt sich wie wichtig bürgerliches Engagement ist. Leider ist die Orgel nicht mehr vorhanden, genauso wie in St. Georg oder der Laurentiuskirche.
Dass die Wäldner einen Kostenvoranschlag für die Restauration respektive den Neubau der Merseburger Dom-Orgel einreichten, zeigt vielleicht am deutlichsten den Stellenwert der Werkstatt.
Die Firma Wäldner steht auf einer Stufe mit Ladegast oder auch Rühlmann. Auch wenn sie nicht dem Zeitgeist technischer Neuerungen folgte, bedeutet dies nicht, dass sie rückwärtsgewand war. Vielmehr zeigt es eine Haltung, die nur Neuerungen zulässt, wenn diese Neuerungen vorausschauend ihren Wert behalten werden. Mit der Restauration der Dom-Orgel hat sich gezeigt, dass gerade hinsichtlich der Pfeifenkonstruktion und des Klanges die Firma ihrer Zeit voraus war. Auch wenn dies keine weiteren Großaufträge zur Folge hatte. Die Wäldner bauten bis zuletzt – ausgenommen die Dom-Orgel – nur ein- und zweimanualige Instrumente, hauptsächlich im ländlichen Bereich.
Umso mehr ist es schön zu sehen, dass sich die Stadt ihrer Vergangenheit annimmt und diese Gedenktafel installiert hat.
Wenn Sie sich weiter informieren möchten, finden sie im Internet auf der Seite www.waeldner-orgel.de ganz viel Material zum Stöbern! Ich wünsche viel Spaß dabei und danke für Ihre Aufmerksamkeit.